Wie bereitet man sich auf so ein Land vor? Man kauft wie empfohlen den Lonely Planet (LP) und eine Michelin Straßenkarte des Landes. Und fängt an zu lesen. Gleichzeitig – auch ein wichtiger Tip von Erlebe Marokko – kümmert man sich um einen gültigen Reisepass, denn ohne den kommt man nicht rein und so ein Papier… braucht 3 Wochen, das hat bei unserer kurzfristigen Planung gerade gereicht.

Wenn man das Land zum ersten Mal bereist, wird einem doch ein gewisses Gefühl der Unsicherheit vermittelt, durch so manchen Hinweis im LP als auch durch andere Medien. Insbesondere die Warnungen der deutschen Botschaft machen Angst. Wenn man das liest, rechnet man mit einem potenziellen Risiko, von Al Quaida entführt zu werden, besonders wenn man sich in grenznahen Regionen zum Süden aufhält. Und in die Slums von Tanger wollten wir auch nicht eintauchen. Viele dieser Informationen halten wir im Nachhinein für vollkommen überzogen Was sinnvoll ist und sich gut bewährt hat, ist eine Gürteltasche, zu haben in jedem Outdoor-Laden, die man mit Geld und Papieren bestückt unter dem Hemd vor dem Bauch trägt und ständig bei sich hat. Und ansonsten sollte man einfach aufmerksam sein. Zudem gibt es in Orten wie Marrakesch eine deutlich sichtbare Polizeipräsenz und wie uns Einheimische erzählten auch viele Polizisten in Zivil, die im Zweifel für Sicherheit sorgen. Wir jedenfalls, das können wir getrost vorwegnehmen haben uns zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt, weder in Marrakesch noch an entlegeneren Orten wie z. B. im Souk von Zagora.

Dennoch, wir starten mit einem gewissen Respekt vor dem Unbekannten, einer Reisetasche mit 14 kg Gepäck (die Gepäckbestimmungen von Ryanair sind unbedingt zu beachten, wenn man nicht am Flughafen umpacken will) und zwei Rucksäcken als Handgepäck. Auch Kamera und Objektive müssen da rein. Unser Flug geht spät und so kommen wir mit zwei Stunden Zeitverschiebung (Uhr zurückstellen!) in Marrakesch an. Als erstes Einreiseformular ausfüllen und anstellen. Die Marokkaner zelebrieren die Einreise und so ist es fast 1 Stunde später, als wir das Terminal verlassen. Als nächstes Geld tauschen. Man tauscht sich reich. Für 100 € bekommen wir 1050 Dirham. Allerdings sollte man sich möglichst hier gleich etwas kleineres Geld geben lassen, denn vom ersten Moment an ist Bakschisch gefragt. Wer das versäumt, läuft mit 100 und 200 Dh-Scheinen durch die Gegend und hat schon beim Kofferträger das erste Problem. Mit einem relaxten Lächeln werden wir von Mr. Moussaoui Abderrahmane erwartet, der uns mit smartem Französisch empfängt. Die Gelassenheit überträgt sich. Wir sind da.

Unser Fahrer ist so nett und hält unterwegs gleich noch an einem kleinen Laden, damit wir Wasser kaufen können. Sidi Ali, so lernen wir, sei das beste. Immerhin haben wir jetzt etwas Kleingeld. Am Rande der Medina ist die Fahrt zu Ende. Ab hier geht’s nur noch zu Fuß, mit dem Eselkarren, mit dem Fahrrad oder einem der vielen Mopeds weiter. Hans, der Besitzer des Riad Johenna, wartet schon auf uns. Wir verabschieden uns von Mr. Abderrahmane und sind unser erstes Trinkgeld los. Hans ist Münchner und hat seinen leicht bayrischen Akzent nicht verloren. Die erste Führung gibt’s somit auf bayrisch. Immerhin haben wir schon das berühmte Hotel Mamounia auf dem Weg gesehen und laufen jetzt direkt zum Djemaa el Fna, wo auch jetzt, kurz vor Mitternacht noch der Bär steppt. Die Straßen sind voll von Händlern aller Couleur. Tiefster Orient und Moderne vermengen sich zu einer fremdartigen Kulisse. Wir kommen uns unheimlich fremd und wenig zugehörig vor und laufen irgendwie dadurch, fast wie ferngesteuert. Man erkennt uns anscheinend auch als Anreisende, da Hans unsere große Tasche auf seinem Fahrrad vor uns her schiebt. Jedenfalls werden wir kaum angesprochen. Hans erklärt uns wie wir uns orientieren können, die große Koutoubia Moschee ist überall sichtbar und gegenüber auf dem Djeema liegt das Cafe de France. Da müssen wir hin, dann rechts die Straße runter unter einem Torbogen durch und ein Stück weiter rechts rein. Kaum von der „Hauptstr.“ weg sind wir fast allein. Noch zwei Ecken weiter und wir sind da. Das Riad Johenna begrüßt uns mit ruhigem Charme. Es wirkt wie eine Idylle nach dem pulsierenden Leben da draußen, das man jetzt nur noch von der Dachterrasse hört. Es gibt lediglich 3 Schlafzimmer. Alles wirkt sehr einladend. Auf unserer Etage sind wir an diesem Abend allein und können uns frei entfalten. Wir trinken noch was auf der Dachterrasse, die warm und gemütlich im Vollmond liegt. Das pulsierende Trommeln auf dem Djemaa el Fna ist gut zu hören und so sind wir gespannt, was uns morgen erwartet.